Bluthochdruck ist heimtückisch, denn er verursacht anfänglich keine Beschwerden, gilt aber dennoch als die Hauptursache für viele lebensbedrohende Krankheiten. Zu Strategien der Vermeidung und Vorbeugung, Früherkennung und Therapie äußerten sich als Vertreter der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL und der Deutschen Hypertonie Gesellschaft vor Medizinjournalisten in München Prof. Dr. med. Heinrich Holzgreve, Internist in München, und Prof. Dr. med. Martin Middecke vom Blutdruckinstitut München.
In Deutschland ist jeder fünfte Erwachsene über 40 und jeder zweite über 60 Jahre von der Hypertonie betroffen. Aber auch Kinder und Jugendliche leiden zunehmend unter Bluthochdruck. Jeder dritte Mann und jede fünfte Frau ahnen nichts von dieser Anomalie. Und jeder vierte Betroffene verzichtet auf eine ärztliche Behandlung seiner Erkrankung. Die Folgen sind gravierend. Bluthochdruck begünstigt die Entstehung und Beschleunigung einer Arterienverkalkung; gleichzeitig steigt das Risiko für Begleit- und Folgeerscheinungen wie Gefäßveränderungen, Herzschwäche, Angina pectoris,Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen sowie Einschränkung der Sehkraft, Durchblutungsstörungen und sogar Demenz. Auch mit Diabetes Typ II ist Bluthochdruck eng verschwistert. Werden bei einem Hypertoniker neben einem krankhaft erhöhten Blutdruck zusätzliche Risikofaktoren wie ein erhöhter Cholesterinspiegel, Nikotinkonsum, Diabetes mellitus oder Übergewicht festgestellt, erhöht sich die Sterblichkeitsrate zusätzlich.
Die Erkennung von Bluthochdruck ist der erste Schritt zu seiner Behandlung. Er ist in vielen Fällen nicht heilbar, durch eine Behandlung sind aber Folgeschäden zu vermeiden. In Fällen, in denen Änderungen des Lebensstils zu keiner ausreichenden Blutdrucksenkung führen, stehen blutdrucksenkende Medikamente zur Verfügung. Das Motto der Welt Hypertonie Liga lautet: "Den Zielblutdruck erreichen." Dieser ist bei Erwachsenen niedriger als 140/90 mm Hg, bei Diabetikern sollten die Werte unter 130/80 mm Hg liegen, bei Ausscheidung von mehr als 1 g Eiweiß pro Tag im Urin sollten die Blutdruckwerte sogar unter 125/75 mm Hg gesenkt werden.
So senkt man den Blutdruck
Nach frühzeitigem Erkennen des Bluthochdrucks reichen oft Änderungen des Lebensstils zur Drucksenkung aus. Geeignete Maßnahmen dazu sind: Normalisierung des Körpergewichts, Verringerung der Kochsalzzufuhr auf weniger als 6 g/Tag, Senkung des Alkoholkonsums, vermehrte körperliche Bewegung, Abbau von Stressfaktoren und Überprüfung der Behandlung mit Rheumamitteln, Kortison und Antibabypille. Das Risiko für Herz- und Kreislauf verringert sich außerdem durch Aufgabe des Rauchens, Behandlung von Fettstoffwechselstörungen durch Diät oder Medikamente sowie gute Einstellung des Blutzuckers.
Wenn eine medikamentöse Therapie unverzichtbar wird, kann der Arzt unter fünf verschiedenen Arten von Hochdruckmitteln das geeignete Präparat oder eine Kombination von Präparaten auswählen. Dazu gehören Betablocker, Diuretika (Wassertabletten), ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten und Calcium-Antagonisten. Nebenwirkungen bei diesen Medikamenten sind sehr selten. Durch die Auswahl des richtigen Präparats können sie vermieden werden.
Wichtig ist die Steigerung der körperlichen Aktivität. Die Experten empfehlen regelmäßige tägliche Bewegung von 30 bis 60 Minuten, zum Beispiel mittelschnelles Spazierengehen, Jogging, Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren, Tennis. Ein Schrittzähler motiviert dabei.
Ebenso wichtig ist regelmäßiges Messen des Blutdrucks, von Zeit zu Zeit beim Hausarzt, aber oft auch zu Hause mit einem geeichten Blutdruckmessgerät. Beim Kauf eines Selbstmessgeräts sollte man auf das Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga achten. Experten empfehlen das Messen am Morgen; der Blutdruck ist dann am höchsten, deshalb sollte man seine Medikamente auch morgens einnehmen.
Vorbeugen und behandeln kann man Bluthochdruck außer durch Bewegung durch Gewichtsreduktion (10 kg senken den Blutdruck um etwa 10 mm Hg pro Tag) und gesunde Ernährung (arm an Kochsalz und Fett, reich an Obst und Gemüse).
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Weitere Informationen: Herz-Kreislauf-Telefon der Deutschen Hochdruckliga (06221) 474800, Mo-Fr 9.00 bis 17.00 Uhr;
www.hochdruckliga.de
(Der Link wurde am 25.10.2006 getestet.)