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Propolis - "Antibiotikum" aus der Natur

06.02.2006

Naturheilmittel werden bei den Deutschen immer beliebter, wie Umfragen und Statistiken belegen, obwohl die Ersatzkassen sich an den Kosten für alternative Medikamente nicht beteiligen.

Die Angst vor Nebenwirkungen mag bei diesen Überlegungen eine Rolle spielen. Man sucht also lieber bei den seit Generationen überlieferten Hausmitteln oder bei Ratschlägen von Pfarrer Kneipp und Co. Hilfe, vor allem wenn jetzt im Winter Erkältungskrankheiten drohen: Gerade bei alltäglichen Erkrankungen wollen Patienten heute alternative Wege gehen. Ein als "natürliches Antibiotikum" bekanntes, äußerst interessantes Naturheilmittel ist beispielsweise das von den Bienen erzeugte Propolis.

Was ist eigentlich Propolis? Man versteht darunter klebrige, harzige Absonderungen von Knospen und Blättern verschiedener Bäume (besonders Pappeln) und Sträucher, die von Honigbienen, den sogenannten "Sammlerinnen", abgenagt und in den Pollenhöschen an den Hinterbeinen in den Bienenstock gebracht werden. Dort werden von den "Stockbienen" Drüsensekrete zugefügt und mit diesem Gemisch der Bienenstock, in ersten Linie in Fluglochnähe, zum Schutz vor Kälte, Nässe und Zugluft, aber im Wesentlichen vor dem Eindringen von Mikroorganismen und Bienenschädlingen abgedichtet. Der Name Propolis, der sich aus dem Griechischen ableitet, bedeutet deshalb auch "vor dem Bienenstaat".

Dieses Kittharz wird vom Imker in mühevoller Handarbeit gewonnen. Es gibt etwa 110 Sorten in der ganzen Welt, je nach Standort und Vegetation sowie Jahreszeit. Bisher sind 150 Inhaltsstoffe in den verschiedenen Propolis-Herkünften identifiziert worden. Für die Wirksamkeit von Bedeutung sind die 38 Flavonoide, von denen ein gutes Produkt mindestens 5 Prozent enthalten muß, mehr als 60 phenylsubstituierte Carbonsäuren (darunter zum Beispiel Zimtsäure), ätherisches Öl.

Wie Professor Dr. Heinz Schilcher, Ehrenpräsident der Ärzte für Naturheilverfahren, bei einem Vortrag im Münchner Presseclub betonte, muß ein gutes Propolis-Präparat standardisiert sein. Das heißt, es kann nicht einfach so, wie die Natur es schuf und wie es vom Imker gewonnen wurde, verwendet werden, sondern muß gereinigt und auf konstante Gehalte an wirksamkeitsmitbestimmenden Inhaltsstoffen eingestellt sowie auf Pestizide und andere Schadstoffe geprüft sein. Zu dieser Optimierung werden heute hochqualifizierte High-Tech-Verfahren eingesetzt, die eine gute Bio-Verfügbarkeit garantieren.

Dr. Martin Adler, Vizepräsident der Ärzte für Naturheilverfahren, schilderte bei der gleichen Veranstaltung die jahrtausendealte Historie des Naturheilmittels Propolis. Schon die alten Ägypter, Griechen und die Inkas benutzten es als ein Mittel zur Wundheilung und zur Bekämpfung fiebriger Infektionen. Auch im ersten Weltkrieg wurde es von den Ärzten für diesen Zweck verwendet, und in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es Propolis-Salben. Dr. Adler wies auch darauf hin, dass die Apotheke der richtige Einkaufsort für Propolis-Präparate sei. Imker hingegen dürften weder Tinkturen noch Salben aus dem Kittharz der Honigbienen herstellen.

Propolis zeichnet sich durch ein sehr breites Wirkungsspektrum aus. Eine antimikrobielle Wirkung ,wie sie Propolis zeigt, kann nur von ganz wenigen Naturstoffen nachgewiesen werden. Seine Wirkstoffe unterbrechen die Zellteilung der Mikroorganismen und hemmen auch die Wirkung von Viren und einigen Pilzen, was in erster Linie durch die wertvollen Bio-Flavonoide erzielt wird. Flavonoide, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören, sind Antioxidantien, die auch als Radikalenfänger im Körper wirken. Propolis ist also auch hervorragend zur vorbeugenden Behandlung geeignet, weil es das Immunsystem aktiviert.

Die Angebotsformen sind vielfältig. Da sind in erster Linie Lutschtabletten in verschiedenen Geschmacksrichtungen bei Halsbeschwerden und Erkältungskrankheiten, die man am besten beim Auftreten der ersten Symptome oder vorbeugend nimmt. Brausetabletten dienen zur Stärkung der Abwehrkräfte; sie haben sich aber auch bei Harnwegsinfektionen bewährt. Mund- und Rachenspray mit Propolis wirkt antibakteriell, antiviral und antimycotisch, außerdem entzündungshemmend, adstringierend und lokal betäubend. Das Spray und die Tabletten helfen bei allen Entzündungen der oberen Atemwege (Hals,Bronchien) und des Zahnfleischs.

Zum Schutz der Lippen und zur Behandlung von entzündlichen Hautreizungen im Lippen- und Nasenbereich, anwendbar auch bei Herpesbläschen (Herpes symplex),dient Propolis-Balsam. Bei Schnitt- und Schürfwunden und Mykosen kann die Salbe ebenfalls eingesetzt werden. In der Zahnheilkunde können Propolis-Präparate zur Druckstellen-Entlastung angewandt werden. Nebenwirkungen sind kaum zu erwarten, allergische Reaktionen wurden höchst selten und nur bei äußerlicher Anwendung festgestellt (etwa 5 Prozent).

Leider stehen derzeit in Deutschland nicht ausreichend staatliche Fördermittel für weitere wissenschaftliche Forschungen auf diesem Gebiet zur Verfügung. Das ist im Ausland anders; in den USA zum Beispiel werden große Studien über Naturheilmittel staatlich gefördert. Wichtige Propolis-Präparate kommen aus Italien, wo ein Werk in Triest hochkarätige Wissenschaftler zu ihrer Entwicklung eingesetzt hat.

Antibiotika werden heute von vielen Ärzten vorschnell, beispielsweise schon bei einfachen Halsschmerzen verordnet, was oft unnötig ist. Nebenwirkungen bleiben bei diesen Mitteln nicht aus, auch haben die Fälle von Antibiotika-Resistenz, also Unwirksamkeit solcher Medikamente, sprunghaft zugenommen. Mit Heilkräften aus der Natur könnten sie vermieden werden.
Dr. Isolde Bräckle