Die Porträtfotografin Steffi Brandl zählt zu den bedeutenden Fotografinnen der 1920er bis frühen 1930er Jahre in Berlin. Prominente Künstler und Persönlichkeiten wie Max Liebermann, Renée Sintenis und Adolf Loos ließen sich von ihr ablichten. Auch eine Aufnahme der „Puppenmutter“ Käthe Kruse fand sich in Brandls Nachlass. Spannend ist die Bekanntschaft der beiden jungen Frauen, deren Ateliers unweit von einander entfernt lagen. Denn Brandl porträtierte nicht nur die erfolgreiche Puppenkünstlerin, sondern auch deren Puppenkreationen.
Kruses handgefertigte Puppen begeisterten Anfang des Jahrhunderts vor allem wegen ihrer damals neuartigen Natürlichkeit. Zuvor waren Puppen in der Regel aus festem Material gefertigt, was Käthe Kruse als junger Mutter nicht gefiel. Kurzerhand beschloss sie, selbst Puppen aus weichem, anschmiegsamem Stoff zu nähen. Nur wenige Jahre später präsentierte sie auf einer Ausstellung im Berliner Warenhaus Tietz ihre ersten Schöpfungen. Die Nachfrage war immens, sogar Anfragen aus Amerika erreichten die junge Frau. Zur Bewerbung waren Fotos notwendig – eine Aufgabe, die exklusiv Steffi Brandl übernahm.
Die Kunsthistorikerin Elke Tesch hat sich auf klassische und zeitgenössische Fotografie sowie Porträts und Zeitgeschichte der 1920er und 30er Jahre spezialisiert. In ihrer Forschung setzte sie sich u.a. auch mit der Beziehung zwischen Steffi Brandl und Käthe Kruse auseinander, deren Nachlass im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum verwahrt wird.
In einem Vortrag am Mittwoch, 15. April 2015 um 19 Uhr im Germanischen Nationalmuseum berichtet Tesch erstmals von ihren neuen Erkenntnissen über das Leben der beiden Unternehmerinnen, deren Lebensläufe mehr als ungewöhnlich für ihre Zeit waren. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen:
www.gnm.de
Titelbild: Die Puppengestalterin Käthe Kruse auf einem Porträtfoto von Steffi Brandl, um 1920, Deutsches Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum