Die Begründung der Jury: „Bewundernswert ist ihr Sinn für das Konkrete und Atmosphärische. Ulrike Edschmid geht es in ihrem Schreiben um die Vermeidung falscher Sätze, ohne jede Polemik.
Auch ihr neues Buch ist eine heikle, aber geglückte Gratwanderung. ‚Das Verschwinden des Philip S.‘ zeigt, dass ein Riss durch den dramatischen Aufbruch der sechziger Jahre verläuft. Das Buch beschönigt weder die Brutalität der damaligen Polizeieinsätze noch die kalte Gewaltbereitschaft ihres ehemaligen Gefährten.
Die Entfremdung von dem späteren Terroristen Philip S. wird so anschaulich und überzeugend geschildert wie die Liebe zu dem jungen Mann, den sie 1967 in der Filmhochschule in Westberlin kennenlernt. Wie nebenbei entsteht ein poetisches Porträt des damaligen Zeitgeistes.“
Ulrike Edschmid wurde 1940 in Berlin geboren. Ihr Vater fiel kurz nach ihrer Geburt als Kampfpilot in Russland. Ihre Kindheit verbrachte Edschmid in der hessischen Rhön. Sie studierte in den 60er Jahren in Berlin zuerst Literaturwissenschaft und Pädagogik, ab 1969 an der kurz zuvor gegründeten Deutschen Film- und Fernsehakademie.
Heute lebt sie in Berlin. Seit 1990 sind von ihr sieben Bücher erschienen: „Diesseits des Schreibtischs. Lebensgeschichten von Frauen schreibender Männer“ (1990), „Verletzte Grenzen“ (1992), „Frau mit Waffe. Zwei Geschichten aus terroristischen Zeiten“ (1996), „Wir wollen nicht mehr darüber reden“ (1999), „Nach dem Gewitter“ (2003), „Die Liebhaber meiner Mutter“ (2006) und zuletzt „Das Verschwinden des Philip S“.
SWR2 sendet am Dienstag, 8. Oktober ab 22.03 Uhr, ein Porträt von Matthias Kußmann über Ulrike Edschmid.
Weitere Informationen:
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Bildtext: Die Schriftstellerin Ulrike Edschmid. Foto: © SWR/Suhrkamp Verlag/Sebastian Edschmid.