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Ingvild Goetz schenkt Medienkunstsammlung und Museum dem Freistaat Bayern

08.09.2013

Die Sammlung Goetz feiert in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum. Das war für die Sammlerin Ingvild Goetz nicht nur ein Anlass zurückzublicken, sondern sich auch Gedanken um die Zukunft zu machen. „Es ist mein Wunsch, dass die Sammlung Goetz in München bleibt und dass mein Museum in Oberföhring auch in Zukunft für die Präsentation von Gegenwartskunst genutzt wird“, erklärt Ingvild Goetz: „Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, dem Freistaat Bayern meine Medienkunstsammlung und das Museumsgebäude zu schenken. Die anderen Teile der inzwischen mehr als 4.700 Werke umfassenden Sammlung, inklusive der Sammlungen meines Mannes und meiner Töchter stelle ich den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, dem Haus der Kunst und dem Neuen Museum in Nürnberg als Dauerleihgaben zur Verfügung.“

Weltweit einzigartige Sammlung
Die in den letzten 40 Jahren entstandene Kunstsammlung Goetz ist weltweit einzigartig. Das Wallstreet Journal zählt sie zu den besten zehn Privatsammlungen im Bereich der Gegenwartskunst. Einen besonderen Schwerpunkt bildet der Bereich Medienkunst mit annähernd 500 Filmen, Videos und Installationen.

Daneben sind etwa 4.200 Gemälde, Plastiken, Arbeiten der Fotokunst, Graphik und Installationen Bestandteil der Sammlung. Die geplante Schenkung umfasst neben dem Museumsgebäude insgesamt 375 in ihrem Eigentum stehende Arbeiten der Medienkunstsammlung.

Das Museumsgebäude wurde Anfang der 90er Jahre von den international bekannten Schweizer Architekten Herzog & de Meuron erbaut. Das Bauwerk ist abgesehen von der architektonisch herausragenden Gestaltung auch deshalb von besonderer Bedeutung, weil es sich um den ersten Museumsbau von Herzog & de Meuron handelt, der außerhalb der Schweiz errichtet wurde.

Gewinn für den staatlichen Kunstbesitz in Bayern
Ministerpräsident Horst Seehofer zeigt sich erfreut über die geplante Schenkung: „Dies ist für den Freistaat die einmalige Gelegenheit, eine der international anerkanntesten Sammlungen der Gegenwartskunst für Bayern zu sichern. Bayern wird damit als Kunst- und Kulturstandort nachhaltig gestärkt. Die renommierte Sammlung Goetz ist ein Gewinn für den staatlichen Kunstbesitz besonders im Bereich Medienkunst. Dies ist für den Freistaat Bayern einer der bedeutendsten Kunstzuwächse der letzten Jahrzehnte.“

Die Sammlung Goetz ist eine der weltweit größten und bedeutendsten Sammlungen für Gegenwartskunst. Ingvild Goetz hat sie seit Mitte der 1980er-Jahre nach der Schließung ihrer Galerie Art in Progress aufgebaut. Die Werke, die sie während ihrer Zeit als Galeristin erworben hatte, bildeten den Grundstock. Nach einer Orientierungsphase wurde die Arte Povera zu einem ihrer Sammlungsschwerpunkte. Später kamen amerikanische Malerei der 1980er-Jahre, Young British Artists und ausgewählte Einzelpositionen hinzu.

1993 ließ sie sich von den damals noch unbekannten Architekten Herzog & de Meuron ein Museumsgebäude errichten, in dem sie ihre Sammlung in Wechselausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich macht. Schon früh erkannte sie die wachsende Bedeutung von Film und Video für die bildende Kunst. Deshalb erweiterte sie 2004 das Gebäude durch BASE 103, einen Bereich zur Präsentation von Medienkunst. Durch die Schenkung ihrer mehrere Hundert Werke umfassenden Medienkunstsammlung wird der Freistaat in den Besitz dieser europaweit herausragenden Sammlung gelangen.

Kunstminister Heubisch betont: „Ingvild Goetz hat stetig Werke der jeweiligen Gegenwart im Hinblick auf das globale Kunstgeschehen erworben. Die Sammlung deckt damit die mediale Bandbreite der heutigen künstlerischen Ausdrucksformen ab. Im staatlichen Kunstbesitz bestand hier hingegen bisher eine schmerzhafte Lücke. Ein Erwerb der Sammlung würde diese Lücke nun schließen.“ Die künstlerische Leitung des Museums und der Sammlung bleibt in den Händen von Ingvild Goetz.

Haus dere Kunst: Begeisterung für großzügige Schenkung
Das Haus der Kunst möchte seiner Begeisterung über die großzügige Schenkung der Sammlung Goetz an den Freistaat Bayern Ausdruck verleihen. Schon seit Jahrzehnten ist Ingvild Goetz eine maßgebliche Expertin für moderne Kunst und eine visionäre Sammlerin. In Qualität und Vielfalt ist ihre umfangreiche Sammlung beispiellos.

München darf mit Recht stolz darauf sein, eine der weltweit reichhaltigsten Privatsammlungen zeitgenössischer Kunst zu beherbergen. Durch die Vereinbarung erhält der Freistaat Bayern die einzigartige Gelegenheit, seine Position als international führender Kunst- und Kulturschauplatz, besonders auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst, auszubauen und zu festigen.

Im Jahr 2010 hatten das Haus der Kunst und die Sammlung Goetz eine langfristige Zusammenarbeit vereinbart, in deren Rahmen eine Auswahl von Videoarbeiten und Filminstallationen der Sammlung Goetz als Dauerausstellung im Haus der Kunst gezeigt werden sollten. Der frühere Luftschutzkeller im Haus der Kunst wurde renoviert und dient nun ausschließlich der Präsentation thematisch kuratierter Ausstellungen von Arbeiten aus der renommierten Sammlung. Der Erfolg dieser Zusammenarbeit übertraf von Anfang an alle Erwartungen; derzeit ist Teil fünf der Ausstellungsreihe zu sehen.

Das Haus der Kunst als namhaftes, international führendes Zentrum für zeitgenössische Kunst ist bekannt für seine innovativen Ausstellungen und öffentlichen Veranstaltungen. Die kongeniale Partnerschaft zwischen dem Haus der Kunst und der Sammlung Goetz schafft durch die kuratorische Fachkenntnis und Erfahrung des Museums eine hervorragende Basis für die weitere Entwicklung und Präsentation der Sammlung.

Aktuelle Ausstellung:
So Much I Want to Say: Von Annemiek bis Mutter Courage – Sammlung Goetz im Haus der Kunst, 19. April 2012 – 12. Januar 2014

(Quelle: Ingvild Goetz; Bayerischen Staatskanzlei, Haus der Kunst, München)

Weitere Informationen:
www.sammlung-goetz.de
www.stmwfk.bayern.de
www.hausderkunst.de


Bildtext: Ingvild Goetz. Foto: Chancel Kounellis