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BJV: Frauke Ancker

29.07.2010

Der Vorstand des BJV hatte passender Weise das Literaturhaus München als Ort der Verabschiedung gewählt. Passend vielleicht auch deshalb, weil Literatur und Journalismus etwas mit "schreibender Zunft" zu tun haben. Und: die obersten Empfangsräumlichkeiten des Literaturhauses Drehort für die TV-Serie "Um Himmelswillen" sind.

Wer weiß schon oder ahnt gar, wie oft die nunmehr 65-jährige Frauke Ancker während ihrer Tätigkeit als BJV-Geschäftsführerin ins Recht-Verteidigungsgetümmel stürzend, voller Vehemenz, Sachverstand und fachliche Kompetenz "Um Himmelswillen" gedacht haben mochte ...

Am 1. August 1975 hatte sie ihre Arbeit im BJV aufgenommen. Seinerzeit waren es 1.200, heute sind es 8.600 Mitglieder – damit ist der BJV zum größten Landesverband im Deutschen Journalisten-Verband avanciert. Diese unglaubliche Entwicklung zählt mit zu den ganz großen Verdiensten von Frauke Ancker.

Das Wort der studierten Juristin hatte Gewicht, ihr Sachverstand und Organisationstalent überzeugten und ihre klare Position, bisweilen durchaus auch unbequeme Art, ließen die nach außen hin eher preußisch wirkende Frauke Ancker (obwohl in Bairischzell geboren) zur Verteidigerin der "gerechten Journalisten Sache" werden.

Sorgen bereiten Frauke Ancker die Finanzkrise, die auch zur Krise des Qualitätsjournalismus geführt habe. Zugleich warnte sie vor dem Abgleiten in den Event-Journalismus, "der nur für eine Minderheit wichtig ist."

Ihre beruflichen Schwerpunkte lagen im Arbeitsrecht, Tarif- und Urheberrecht sowie in der Rechtsberatung. Sie engagierte sich für die Aus- und Weiterbildung junger Menschen im Journalismus und lehrte 20 Jahre an der Ludwig Maximilian-Universität sowie an der Deutschen Journalistenschule. Frau Ancker war und ist in zahlreichen Verbänden und Institutionen tätig, unter anderem ist sie Gründungsmitglied der 1985 ins Leben gerufenen Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Auch zählte die erfolgreiche Einführung des Ausbildungstarifvertrages für Volontäre zu ihren Verdiensten. Erst kürzlich wurde sie mit der Bayerischen Verfassungsmedaille in Gold ausgezeichnet.

Rückblickend und nicht ohne Humor zitierte Frauke Ancker eine Lebensweisheit, die ihr der Münchner Journalist und BJV-Mitglied, Ernst Müller-Meiningen, jun., zu Beginn ihrer BJV-Tätigkeit mit auf den Weg gab: "Es gibt fünf Prozent gemein lästige Mitglieder und 95 Prozent sind nette Journalisten". Genauso habe sie es erlebt. Das wäre nicht weiter schlimm, nur eben dann, wenn alle fünf Prozent gemein lästigen Mitglieder an einem Tag angerufen hätten. Aber auch damit sei sie fertig geworden.

Abschließend bilanziert Frauke Ancker: "Die Arbeit im BJV hat mir Spaß gemacht. Ich habe viel gelernt, langweilig war es mir nie, für mich war der BJV ein Glücksfall."

Welche Dinge des Lebens werden Frauke Ancker nun zukünftig beschäftigen? Reisen zu Verwandten in Südafrika, Kultur, Kunst, hie und da die Lehrtätigkeit wieder aufnehmen – all dem wird sich die ehemalige Geschäftsführerin des BJV, die nun "von Bord gegangen ist", nach einer mehrwöchigen "Ausspann-Pause" widmen.

Nachfolgerin wird die Justitiarin im BJV, Rechtsanwältin Renate Müller. Wohl ist sie seit neun Jahren in das Presse- und Urheberrecht bestens eingearbeitet, doch es wird – angesichts der von Frauke Ancker gesetzten hohen Messlatte – viel Arbeit bedürfen, um eine eigene Handschrift zu entwickeln.
Brigitte Karch

Weitere Informationen:
www.bjv.de

Bildunterschrift: Frauke Ancker. Foto: Brigitte Karch

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