Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers teilte Simone Veils die Entscheidung der Heine-Jury telefonisch mit. Ihre Reaktion: "Ich fühle mich sehr geehrt und nehme den Heine-Preis mit Freuden an." Im Dezember – rund um Heines 213. Geburtstag – wird den Preis in einem Festakt überreichen.
Die Jury begründete ihr Votum wie folgt: "Der Heine-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf 2010 wird verliehen an Simone Veil für ihr politisches und kulturelles Lebenswerk, in dessen Zentrum das Wachsen und der Zusammenhalt Europas stehen. Zeit ihres öffentlichen Engagements ist sie für die Menschenrechte und die Verständigung der Völker eingetreten. Ganz im Sinne Heinrich Heines hat sie dazu beigetragen, Europa
eine Seele zu geben."
Simone Veil – Kurzvita
Simone Annie Veil (geb. Jacob) wurde am 13. Juli 1927 in Nizza als Tochter des jüdischen Architekten André Jacob und der Yvonne Steinmetz geboren. 1944 wurde ihre Familie von der Gestapo verhaftet und deportiert. 13 Monate lang war sie in den Konzentrationslagern von Auschwitz und Bergen-Belsen inhaftiert. Die Mutter kam in Auschwitz um, ihr Vater und der Bruder wurden nach Litauen geschafft, wo sie vermutlich ebenfalls ums Leben kamen.
Veil studierte nach dem Krieg Jura in Paris. Ihren Berufsweg begann sie 1957 im französischen Justizministerium. 1970 wurde sie als erste Frau Generalsekretär des "Conseil supérieur de la magistrature", der höchsten Verwaltungsinstanz der französischen Richter. Einen ersten Höhepunkt erreichte ihre politische Karriere 1974, als sie als Gesundheitsministerin in die Regierung Jacques Chirac kam. Sie war der erste weibliche Minister Frankreichs seit 1958.1979 wurde Veil erstmals als Spitzenkandidatin der Giscardisten (UDF) ins Europaparlament gewählt. Von Juli 1979 bis 1982 war sie Präsidentin des Parlamentes und setzte sich in dieser Funktion für die internationale Zusammenarbeit auch im nichteuropäischen Ausland ein. Nach dem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt blieb Veil in verschiedenen Funktionen für Europa engagiert. In die französische Regierung kehrte Veil 1993 zurück. Unter Premierminister Edouard Balladur übernahm sie das schwierige Ressort Soziales, Gesundheit und Stadtpolitik. Sie erhielt als Staatsministerin protokollarisch den ersten Rang nach dem Premierminister.
Simone Veil wurde unter anderem mit dem Europäischen Karlspreis (1980), dem Truman Preis für Frieden (Jerusalem 1991) und dem Prinzvon-Asturien-Preis (2005) ausgezeichnet. 2007 erschienen ihre Memoiren ("Une vie"). 2008 wurde die französische Politikerin mit klarer Mehrheit in die Académie Française aufgenommen. Sie ist die fünfte
Frau in der 1635 gegründeten Institution.
(Quelle: Munzinger Archiv)/(arz)
Der Heine-Preis zählt zu den bedeutendsten Literatur- und Persönlichkeitspreisen in Deutschland und wird seit 1972 verliehen; er ist mit 50.000 Euro dotiert. Er wird im Dezember – rund um Heines 213. Geburtstag – im Rahmen eines Festaktes überreicht.
Weitere Informationen:
www.duesseldorf.de
(Der Link wurde am 03.07.2010 getestet.)