Vom Thema der Ausstellung „...wie Brandenburg Preussen wurde“ sollte man sich nicht abschrecken lassen; denn Grundlage dieser Veranstaltung ist keine trockene Geschichtsstunde über Hohenzollern, Wittelsbacher, Welfen o.a. Dynastien. Sie bietet gerade auch für Geschichtsmuffel eine gute Gelegenheit, bedeutende geschichtliche Ereignise und Entwicklungen und ihren leidigen Geschichtszahlen mit Gesichtern zu verbinden, die maßgeblich den Verlauf lenkten. (Ein Museumstipp übrigens auch für Schüler, die mit dem Fach Geschichte auf Kriegsfuß stehen.)
Überhaupt sollten Lehrkräfte den Schulunterricht auf diesem Feld mit bildlichen Darstellungen versehen. Der „Merk“-Erfolg und das Interesse bei den Schülern wird spürbar zunehmen. Haben Sie sich, liebe LeserInnen, die vielen „Friedrich“-se Preussens in ihrer Reihenfolge merken können?Eben!
In wenigen Ausstellungsräumen preussisch-spartanisch ausgestattet, präsentieren sich Bildnisse und kunstgewerbliche Objekte, auch Eisenschmuck, Kleid der Königin Luise sowie eine persönliche Sänfte der Königin Elisabeth Christine, Gemahlin Friedrichs II. des Großen, auch „Alter Fritz“ genannt. Es war damals ein übliches Hochzeitsgeschenk. Befriedigt konstatiert die Besucherin, dass besagte Christine, Prinzessin von Braunschweig-Bevern, pro forma geehelicht und von ihrem Gatten aufs Abstellgleich geschobene Königin, den König überlebte. Sie erreichte ein hohes Alter, das sie mit nützlichen Aktivitäten ausfüllte und somit, wie vom König bösartig erhofft, keineswegs in Vergessenheit geriet. Ironie des Schicksals!
Je länger man durch die übersichtliche, in unterschiedliche Bereiche wie Tochter + Braut, Ehefrau + Mutter, Königin + Erste Dame oder gar Pflicht + Liebe gestalteten Räume wandert, desto interessanter und auch klarer werden die adligen und nicht adligen Verknüpfungen und Geschicke sichtbar. Bis heute zeigen sich Nachwirkungen – und sei es nur in der Regenbogenpresse, die mit Hochzeiten, amourösen Verbindungen ihr Lesepublikum immer neu unterhalten. Auch Pikanterien der alten Adlesgeschlechter mit unehelichen Kindern der Mätressen werden nicht verschwiegen. Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf die Katalognummern 204 und 206. Oder auch auf die lapidare Katalog-Feststellung, dass die Eheleute in 13 Jahren sieben Kinder in die Welt setzten und dann jeder ihrer Wege gingen!
emb.
Weitere Informationen:
www.frauensache-preussen.de
Titelbild: Die Vorboten zum Auftakt der Ausstellung Frauensache. Im Vorfeld von Frauensache machten leere Denkmalsockel auf die meist vergessenen Leistungen der Hohenzollern-Frauen aufmerksam. Die pinkfarbenen Sockel wurden von Studentinnen der Hochschule Wismar entwickelt. Foto: Theresa Schmidt © Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Stiftung Preußische