Nach der zweiten Volkshochschulstunde des Seniorenkurses finden wir Latein vor allem: lustig! Die Aussprache sorgt regelmäßig für Heiterkeit. Es beginnt mit Cicero, der keineswegs Cicero oder gar Tschitschero ausgesprochen wird, sondern Kikero! Kikeriki, tönte es unqualifiziert aus der reifen Schülerschar.
Und der gute alte Cäsar hört auch nicht auf Cäsar (außer ein uns wohl bekannter kleiner Kläffer), sondern auf Kaisar. Das „ae“ in Caesar wird als ai gesprochen, lernen wir Ahnungslosen mit Erstaunen. Jaa, wie ist es dann mit der Patrona Bavariae? Müssen wir auf Patrona Bavariai umschulen? Glücklicherweise nicht, denn der Begriff Patrona Bavariae ist erst entstanden, als Rom längst untergegangen war und darf weiter wie gewohnt benutzt werden. So lange gibt es ja die Bayern offiziell noch nicht und die CSU ist auch erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden (eben).
Im Lateinkurs werden Urlaubspläne besprochen. Wir wollten nach Silizien, alte römische Trümmer betrachten, so circa im nächsten Mai. Wenn wir ein Reisebüro mit gebildeten Personal finden, können wir korrekt Latein parlieren: Eine Reise nach Sikilia, kirkaa im Mai und möglichst in einer Viella auf der schönen Iensula. Das „i“ in Villa und in „insula“ wird nämlich lang gesprochen, ebenso das „a“ in kirka. Das haut rein.
Da ist dann noch die Sache mit mater und pater, Mutter und Vater. Deutsch wird die Mutter kurz gesprochen, der Vater mit langem „a“. Im Lateinischen ist es genau umgekehrt: Da ist der Patter der Vatter und die Maater die Mamma.
Unklar ist uns, wieso sich die Gelehrten so sicher sind wie was richtig ausgesprochen wird. Als Rom untergegangen ist, gab es ja noch keine Sprachaufzeichnungsgeräte. Es wird gemunkelt, mit Hilfe der Graffiti, die es sehr wohl in der Antike schon gab, dem Volk aufs antike Maul schauen zu können. Vielfach schrieb, wer was an die Wand schmierte oder kritzelte, die Wörter so, wie sie ausgesprochen wurden. Heißt es. Und dann gebe es da noch die Regeln der sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelnden Lautverschíebung.
Mit dem Fortschreiten des Kurses stellt sich vielleicht eine Erhellung ein, denn, wie sagt Kikero: Omnium rerum principia parva sunt, die Anfänge aller Dinge sind klein.
Doris Losch