Frauchen und Herrchen sind taub gegenüber dem Piepsen in höchsten Tönen, doch Hunde merken auf und laufen zum Bildschirm. Sie lesen die Marke und merken sie sich. Wenn sie dann mit ihrer Familie beim Einkaufen sind, suchen sie automatisch die Hundefutterregale ab und bellen, sobald sie die beworbene Marke erkennen. Ja, dürfen denn die Vierbeiner das überhaupt ? Nein, höchstens in Tierbedarfsgeschäften.
Unvergessen der Auftritt eines Frauchens, die ihrem in ein Strickmäntelchen gehüllten Liebling in der Adventszeit ein Gummihuhn nach dem anderen und ein Balli nach dem anderen zum Aussuchen vor die Nase bzw. die Augen hielt. Das geht schon auch.
Supermärkte für Menschen bleiben Hunden verschlossen. Überdies stellt sich die Frage, ob Hunde lesen können. Die Ungewissheit darüber, ob ein Hund sprechen könne beschäftigt die Wissenschaft ja seit langem und blieb trotz gründlichen Bemühens von Loriot bis heute ungeklärt.
Zu klären, ob sie lesen können, wäre eine schöne Aufgabe. (Ganz abgesehen davon, dass angesichts geschätzter sechs Millionen Analphabeten und Leseschwacher hierzulande wahrscheinlich auch einige Herrchen und Frauchen mit dem Buchstabieren ihre liebe Not haben.)
Den Hochfrequenzton wird begleitet vom charmanten Geräusch einer Quietscheente und einem spitzen „Pling“. Beides dringt bis in die Ohren der Zweibeiner durch. Diese merken auf, lesen die Marke und merken sie sich. Und beim nächsten Kauf von Hundefutter greifen sie natürlich – mit einem bestätigendem leisen „Wuff“ – zu der beworbenen Packung.
Bleibt nur zu hoffen, dass dem Hund das Futter dann auch schmeckt. Wahrscheinlich schon. Hunde sind da ja nicht soo wählerisch.
Bei Katzen sähe das ganz anders aus. Mit simplen Tricks kommen die Werber bei den Miezekatzen nicht durch. Sie verlangen ein Marketingmix aus Gerüchen – Katzenminze, Baldrian – und Geräuschen – Katerwerben, Dosenöffner in Aktion, Aufreißen der Futterpackung – und Lockrufen – Miezmiez, Fressifressi ist fertig, Lecker-lecker! – u.ä. Und was ist mit Farbratten, Tanzmäusen, Aquariumsfischen, Freiland-Kois, Leguanen, Bettmilben (ja, mei)? Die Werbewirtschaft sieht sich gewaltigen Herausforderungen gegenüber.
Doris Losch