Eine Freundschaft verbindet Pauli mit seiner Nachbarin Klarabella. Beide sind Kumpels, aber Klarabella findet, dass sie alleine am besten zur Wirkung kommt. Sie ist nämlich sehr schön. Sie hat ein weißes langhaariges Fell und unschuldige große blaue Augen, mit denen sie meistens verwundert in die Welt blickt, die wer weiß wie viele Gefahren birgt!
Aber. Sie hat es trotzdem faustdick hinter ihren hübschen Öhrchen. Eines schönen Sommertages kommt sie von draußen – merke: von draußen! – hereingestürmt. Kurz danach ist ein Kratzen zu hören. Woher kommt das? Aus dem Bad…. Katze Klarabella hat in die Badewanne gemacht und scharrt nun alles zusammen, springt aber ganz schnell raus aus der Wanne und läuft nach draußen, wahrscheinlich heim zu ihrem Frauchen, das schräg gegenüber wohnt. In der Wanne liegt ein stattliches Häufchen, das beweist, dass Klarabella gut bei Appetit ist. Was nicht auf Anhieb sichtbar ist. Auf ein Menschenmaß umgerechnet trägt sie Größe 34.
Ein paar Wochen später liegt der neue cremefarbene Teppich im Wohnzimmer. Klarabella kommt zu Besuch, dreht eine Runde durch die Wohnung. Das ist immer erfreulich und kein Grund, von der Schreibtischarbeit aufzustehen. Nach einer Weile geht sie wieder. Und nach einer weiteren ganzen Weile sieht es aus, als ob ein herbstliches Blatt auf dem Teppich liegt… aber es ist kein Blatt, sondern ein Pfützchen von der schönen weißen Katze. Glücklicherweise wird der neue Teppich mit Küchenkrepp und warmem Seifenwasser gerettet. Nichts mehr zu sehen.
Das ist alles aber über ein Jahr her. Heute kam Klarabella morgens, um sich wieder einmal ein Leckerli abzuholen, eine schöne weiche frische Knabberstange und weil’s so lecker war gleich noch eine. Unnachahmlich schnurrt und speist sie gleichzeitig. Nachmittags erscheint die Miezekatze erneut um ein Leckerli. Leider findet sich nur noch eine etwas ältere Knabberstange, die nicht mehr so weich ist. Nein, das geht nicht, und außerdem ist es die falsche Geschmacksrichtung. Bedauernd gibt sie Köpfchen, bedankt sich quasi artig und zieht ab. Einige Minuten später schaut sie wieder mit großen Augen durch die Terrassentür: Bitte eine arme Katze reinlassen! Als sie im Wohnzimmer steht, schnurrt sie wie immer wonnevoll. Da fällt was von ihr ab – ein prallvoll gesogener Zeck.
Klarabella hat einfach ein sensationelles Talent für große Auftritte.
Doris Losch
