München. - Es gab
einmal eine Zeit, es liegt viele Jahrhunderte zurück, da gehörte
Bierbrauen in unseren Breitengraden zur selbstverständlichen
Hausfrauenarbeit. Dann nahmen sich Mönche dieser Materie an und
seither hat sich Bierbrauen zur reinen Männersache entwickelt. Bis
heute. Na ja nicht ganz; denn in etlichen Brauereien fehlen hier zu
Lande männliche Nachfolger oder – falls vorhanden - männliche
Erben scheuen den Arbeitsaufwand oder es fehlt ihnen schlichtweg die
Lust am Bierbrauen.
Chancen für
bieraffine, tüchtige und selbstbewusste Frauen, das Terrain des
„flüssigen Brotes“ wieder engagiert zu betreten – zumindest
jedenfalls sich einen allgemein anerkannten Stellenwert bei Bierfans
und in der Braubranche zu erobern. Etwa in der elterlichen Brauerei
Führungspositionen zu besetzen, in Forschung und Entwicklung neuer
Biere tätig zu werden, als Dozentin bei Bier-Akademien oder
-verbänden über das weite Feld der Biere zu unterrichten oder aber
in der Gastronomie den Gästen die unglaubliche Biervielfalt
schmackhaft zu machen. Und auch dort zeigt sich, dass in jüngster
Zeit immer mehr probierfreudige Frauen Bier genießen und sich zu
echten Bier-Kennerinnen entwickeln. Nicht zuletzt hat dafür auch die
Craftbier-Szene – eines der Schwerpunktthemen des Buches –
gesorgt.
Hier setzt Nina Anika Klotz, Autorin und Biersommelière, mit ihrem neusten Buch „Von wegen hell & süffig Das ultimative Bierbuch“ an. Erklärte Absicht ist es, Vorurteile wie etwa „Bier schmeckt den meisten Frauen doch eh nicht. Und wenn dann allerhöchstens als Mischgetränk“ abzubauen. Stattdessen will sie Frauen Lust auf Biergenuss machen und spart dabei keineswegs an Seitenhieben auf das Imponiergehabe der Männer, die „mit halbgarem und halbwahrem Viertelwissen über Reinheitsgebot, Rohstoffe und Brauprozess … irgendeinen Quatsch erzählen ...“.
Das voller Verve verfasste Buch zeichnet sich inhaltlich durch ein gut durchdachtes Konzept aus und startet mit Frauen und Bier, setzt sich fort mit wirklich spannend geschriebenen Kapiteln wie etwa Bierwissen („Wer mehr weiß, trinkt besser“) und vergisst weder Bier und Essen noch Bier selber brauen. Mit Meine kleine Bierauswahl gibt die Biersommelière einen Einblick in ihre persönlichen Biervorlieben – stets das Motto verantwortungsvoller BiertrinkerInnen nicht aus den Augen verlierend: Drink less, but better (zu deutsch: Trinke weniger, dafür aber hochwertiges Bier).
Zwischen jedem dieser 9 Kapitel kommt eine Fachfrau zur Sprache, als Porträt oder im Interview oder ein Themen-Special wie insbesondere die Craftbier-Szene in Deutschland. Mit dabei sind: Laura Ulrich, Nicola Buchner, Dr. Christina Schönberger, Doreen Gaumann, Dr. Katharina Kurz, Mathilde Schneider, Almut Zinn, Pia Morgenroth, Meta Hiltebrand.
Den Schlusspunkt setzt Marlene Speck, Bayerische Bierkönigin 2016, und heutige Braumeisterin, die an der Doemens-Akademie bei München lehrt. Im Buch ist sie mit 2 Selbstbraurezepten (Pale Ale und dunkles Weissbier) vertreten.
Brikada-Empfehlung: Die Aufmachung des Buches besticht vor allem durch ein lebhaftes, sehr ansprechendes Layout mit vielen Fotos – oftmals salopp im Anschnitt – und farbig unterlegten Textseiten. Nicht umsonst gelingt es der auf Gleichberechtigung setzenden Autorin mit dem ausdrücklichen Hinweis „Nur für Frauen“, ein kleiner Schachzug; denn genau diese Formulierung fordert die besitzergreifende Neugier der Männer heraus, das Buch nun erst recht lesen zu wollen. Und das ist ja möglicherweise genau die Absicht der Autorin – und die des Verlages vermutlich sowieso ...
Brigitte Karch
Über die Autorin:
Nina Anika Klotz ist freie Journalistin und Biersommelière. Sie schreibt für zahlreiche Print- und Onlinepublikationen, darunter »Business Punk«, »Effilee« und »Zeit Online« – natürlich am liebsten über Craft Beer. Im Herbst 2013 gründete sie mit »Hopfenhelden« Deutschlands erstes Onlinemagazin zum Thema Craft Beer.
Nina Anika Klotz: Von wegen hell und süffig. Das ultimative Bierbuch nur für Frauen; Hardcover; Format 19,3 x 26,1 cm; ca. 100 Abbildungen; 192 Seiten; ISBN: 9783959612913; 24,99 Euro; erschien am 27. Mai 2019 beim Christian Verlag, München.
Weitere Informationen:
https://verlagshaus24.de
https://www.hopfenhelden.de