Doch schon zu Beginn der Sesshaftwerdung des Menschen in Europa, in der Jungsteinzeit, war sie nach archäologischen Untersuchungen hoch begehrt – nicht wegen ihres Holzes, sondern wegen der Früchte. Walnüsse sind leicht und nährstoffreich, haltbar und bestens verpackt: der ideale Reiseproviant also. Man baute den Nussbaum in den Siedlungen an und hat vermutlich schon damals eine Art züchterische Auslese betrieben, indem die größten Früchte gepflanzt wurden. Somit entwickelten sich im Laufe der Jahrtausende aus der Wildform mit nur zwei Zentimeter kleinen, dreieckigen Früchten die uns heute bekannten Sorten mit etwa fünf Zentimeter großen Nüssen.
Spätestens die Römer brachten die Walnuss dann aus ihrem östlichen Einflussbereich bis nach Gallien. Hier wuchsen schließlich die besten Früchte – bis heute sind diejenigen aus dem Bereich Grenoble und aus der Dordogne die begehrtesten Walnuss-Herkünfte in Europa. Aus der "Nux gallica", wie die alten Römer sie nannten, der "Nuss aus Gallien", wurde, übertragen ins Mittelhochdeutsche, die "Wälisch Nuz". Welsch, wälisch, walhisch stand für alles Fremde aus dem romanischen Raum – der Name Walnuss war geboren.
Klostergärten und Kräuterbüchlein
Nicht nur die Früchte machten im Laufe der Jahrtausende die Walnuss zu einer bedeutenden Nutzpflanze. Im ausgehenden Mittelalter wurden die getrockneten grünen Fruchtschalen der Walnuss zerstampft; sie dienten als Ersatz für den teuren Pfeffer. Hieronymus Bock schreibt dazu in seinem Kräuterbuch von 1539: "... und so man ein wenig gedörrter salbei dazu nimpt schmeckts nit übel". Hildegard von Bingen verwendete um 1150 Nussbaumblätter "gegen Eingeweidewürmer", 200 Jahre später empfahl Konrad von Megenberg Nüsse als Heilmittel bei Pilzvergiftungen, wiederum 200 Jahre später heißt es in Mattiolis Kräuterbuch, der Wurzelsaft sei ein starkes Abführmittel. Einen Sud aus den Walnuss-Blättern hat die Volksmedizin bei verschiedenen Leiden genutzt: Baden darin hilft bei Hauterkrankungen wie juckenden Ausschlägen, Schuppenflechte, Akne, auch bei Allergien oder schlecht heilenden Wunden. Sogar bei Schweißfüßen ist dieser Sud hilfreich. Dem Walnussblätter-Tee hingegen sagt man eine blutreinigende Wirkung nach; auch soll er bei Durchfall und Magen-Darm-Erkrankungen helfen.
Bewährte Nutzpflanze
Das Holz der Walnuss ist für verschiedenste Verwendungen in der Möbelindustrie begehrt. In der Kunst wird es für feine Intarsienarbeiten genutzt und Schlagzeuger schätzen Walnussholz als hervorragendes Material für die Trommelkessel. Die Früchte werden in Walnussbrot, Gebäck, aber auch zu Walnussöl für die Küche und kosmetischen Einsatz verarbeitet. Normalerweise trägt ein Walnussbaum erst nach 15-20 Jahren Früchte. Heute gibt es auch kleinere Walnusssorten, deren Kronen nur ca. vier bis sechs Meter breit werden und die oft schon im zweiten Standjahr Früchte bringen.
Quelle: Text und Foto: IDgS
Weitere Informationen:
www.baum-des-jahres.de
www.die-gruene-stadt.de
(Die Links wurden am 23.04.2008 getestet.)
Bild: Reiseproviant in der Steinzeit – die Walnuss. Aber nicht nur die Nuss als solche wurde in früheren Zeiten genutzt; auch Blätter und die grünen Fruchtschalen fanden Verwendung.